Tabea Borchardt ist vielleicht keine Fotografin im klassischen Sinne, dennoch arbeitet sie intensiv mit dem Medium und setzt die Fotografie maßgeblich in Ihren Werken ein. Darüber und woran sie derzeit arbeitet, darüber hat sie mit den #FacesOfPhotography gesprochen:
Welchen Stellenwert hat die Fotografie in Deiner Arbeit?
Die Fotografie – oder vielleicht in meiner Sprache gesprochen – dass visuell-haptische der Fotografie, spielt eine große Rolle in meinen installativen Arbeiten, den Objekten und natürlich erkennbarer, wenn ich mit »klassischen« fotografischen Bildern agiere. Die Materialien der Fotografie, Trägermaterialien, technische sowie mechanische Apparaturen, verwandte Verfahren wie die Fotokopie, Abdruckverfahren wie Siebdruck und weitere, fließen häufig mit ein. Auch wenn das Resultat meiner künstlerischen Arbeiten seltener klassische Abbilder sind, ist die Fotografie wichtiger Bestandteil eines vielschichtigen Prozesses. Neben ständiger Dokumentation und fotografischen Experimenten im Arbeitsprozess selbst, ist die Reflexion über das Sehen mir erst durch die intensive Beschäftigung mit der Fotografie ermöglicht worden.
Zwischenschritt und Skizze beschäftigen mich insbesondere fotografisch. So habe ich in diesem besonderen Jahr sehr viele Bilder im Atelier erstellt. Die viele gewonnene Atelierzeit durch das Wegfallen anderer Veranstaltungen, war also ein Boost für die Sammlung aus Atelierfotografien, die in eine fotografische Arbeit münden werden.
Du hast jüngst Deinen Abschluss an der Folkwang Universität der Künste in Essen gemacht – wie ist Dein Blick auf die Fotografie allgemein?
Fotografie ist für mich ein Werkzeug, doch streng genommen bin ich kein Teil der Fotografie als Branche.
Während ich an der Folkwang UdK Fotografie studiert habe, wurde ich im Verlauf meines Studiums mit dem Satz konfrontiert »Du bist gar keine Fotografin«. Erst verwirrte mich diese Aussage, dann wurde mir klar, dass ich mich vielleicht einfach selbst nicht als klassische Fotografin positionieren sollte, oder wahrgenommen werden muss, um dennoch mit der Fotografie arbeiten zu können. Somit nenne ich mich seltener Fotografin, sondern überwiegend agiere ich als freischaffende Künstlerin. In meinem zweiten Arbeitsfeld der Kunstpädagogik, arbeite ich häufig mit den Mitteln der Fotografie, dem Verständnis von Sehen und Wahrnehmung oder selbst konstruierten Lichtbildwerfern. Die Verschränkung mit dem Bewegtbild, und die Vielfalt der Möglichkeiten, reizen mich an der Fotografie als (Ausgangs)-Medium.
Das sehr beschleunigte Arbeiten mit vergänglichen Bildern, wie sie für Kampagnen, Werbung etc. überwiegend erstellt werden, ist weniger mein Metier. Zusammengefasst mag ich »haltbare Bilder«.
Was bedeutet Dir die Fotografie?
Ohne die Fotografie so intensiv kenngelernt zu haben – wie es beispielsweise im Studium passiert ist – würden meine Bilder, und auch meine Arbeiten, mit Sicherheit ganz andere sein. Auch meine Sicht auf mediale Berichterstattung wäre vermutlich naiver, Werbung hätte mehr Einfluss auf mich. Fotografie halte ich für sehr wirkmächtig – daher erachte ich es auch als wichtig, sich intensiv mit dieser Wirkmacht auseinander zu setzen. Mir persönlich hat dies denke ich viel mitgegeben, was sich weit über das freie und angewandte Arbeiten hinaus bemerkbar macht. Möchte die Fotografie (und die Gedanken hinter den Bildern) also nicht mehr missen und weiter die Auseinandersetzung damit suchen.
Woran arbeitest Du aktuell – frei und als Job?
Eine Ausstellung die corona-bedingt verschoben worden ist, eröffnet nun Ende Oktober (neuland Bochum). Dafür bereite ich neue Arbeiten vor, und bin viel im Atelier. Eine weitere Ausstellung im Kunstverein Kunst.werden in Essen, konnte glücklicherweise letzten Sonntag eröffnen. Dort stelle ich zum zweiten Mal mit Vesko Gösel aus, der ebenfalls viel mit dem Fotografischen agiert. Bewegtbild und Filmschnitt werden nun mehr in mein Repertoire einbezogen. Eine aktuell besonders schöne Auftragsarbeit, befasst sich mit dem Nachlass eines Musterentwurfszeichners aus einer Tischdeckenmanufaktur zwischen den Weltkriegen. Reproduktionen können nicht langweilig werden, wenn man hunderte spannende Originale festhalten darf.
Was ist Dein persönlicher fotografischer Wunsch für die kommenden Monate und Jahre?
Die (Buch)-Projekte umzusetzen die mir vorschweben. Hoffentlich bald in ein größeres Atelier umziehen zu können, spannende Kooperationsprojekte (auch über fotografische Genres hinaus) anzustoßen und zu realisieren. Ganz dringend wieder mehr über Fotografie und visuelle Wahrnehmung zu schreiben! Super wäre dann noch ein vollautomatisches Archivsystem…
Website von Tabea Borchardt
Instagram-Feed von Tabea Borchardt
Facebook-Kanal von Tabea Borchardt
Das Foto von Tabea hat Vesko Gösel gemacht und zwar im Museum für Fotokopie, wo gerade die Edition für die aktuelle Ausstellung erstellt wird, die die beiden aktuell in dem Kunstverein kunst.werden zeigen.
Natürlich können Sie auch gerne über Fotogloria Kontakt zu Tabea aufnehmen – melden Sie sich jederzeit unter 040 609 42 906 -0 oder info@fotogloria.de